Peter Wittmann

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Spring

Saro im Gemüsegarten

Camelia

Beinwell

Nordblick

Hibiskus

Aubergine

Little Guilin

Nachsommer

Nachsommer

Herbstquitte

Winterbambus

Blickpunkte und Durchblicke

Künstler und ihre Gärten, das waren schon immer tiefe Freundschaften. Der Garten als Inspirationsquelle und als selbständiges Kunstwerk ist eine ständige Herausforderung, sich auf eine Zusammenarbeit mit der Natur zu einigen und dabei eine Strategie zu entwickeln, um die Natur zur Mitarbeit zu gewinnen. Der Gärtner bleibt dabei ein ewig Lernender, nie wird er die Entwicklung seines Gartens vollständig voraussehen können. Er kann die Pflanzen unter Berücksichtigung aller ihm zur Verfügung stehenden Faktoren in seinen Plan einbinden; inwieweit sie ihm dann letztlich den Gefallen tun, seinen Vorstellungen zu folgen, das stellt sich im Laufe der Jahre erst heraus. Sie wachsen langsamer als sie sollen, sie werden größer als gedacht und sie breiten sich mehr aus, als der Gärtner es in seinem Plan bedacht hat. So empfindet er wohl manchmal den Wunsch, einen „statischen“ Garten zu erfinden, der sich dann endlich seinen Wünschen fügen und unverändert im Idealzustand verweilen würde. Dass das genau nicht möglich ist, macht die Faszination der Gärten aus, die ständig mit neuen Überraschungen aufwarten.

Je mehr man die Wechselwirkung der Pflanzen und ihre Beziehungen zueinander erkundet und berücksichtigt, desto erfolgreicher wird man darin sein, den Garten sich dorthin entwickeln zu lassen, wo man ihn haben will.

Matisse und Monet, Henry Moore und Emil Nolde sind bekannt für ihre wunderbaren Gärten, auch unter den Zeitgenossen finden sich viele Gartenfans, wie Jenny Holzer und Dan Graham, Fischli + Weiß, Niki de Saint Phalle und Daniel Spoerri, um nur einige zu nennen.

Bei dem in Weillohe bei Regensburg lebenden Künstler Peter Wittmann ist der Garten in den gesamten Lebensentwurf eingebunden und hat mit den Jahren neben der Malerei eine gleichberechtigte Stellung eingenommen. Peter Wittmann sieht hier Möglichkeiten der Entwicklung, sein Lebensumfeld zu gestallten und den individuellen Umständen flexibel anzupassen. Sein Garten ist weder Schaustück noch Bild, eher ein Rückzug in die selbstgewählte Freiheit der Klausur und neue Perspektive, und zugleich ist es die Beschäftigung mit einem Feld (!) der Kunst – denn selbstverständlich muss hier auch die Rede sein von Gartenkunst - , das ihm noch entwicklungsfähig erscheint. Wittmann hat sich noch nie einordnen lassen in ein gängiges Klischee der Kunst, und doch ist das Werk schlüssig, die Auseinandersetzung mit der Kunst des Gärtnerns ist eine kontinuierliche Fortsetzung seiner Beschäftigung mit Natur und einer unbedingten Freiheitsliebe. Die Natur zieht sich auch durch sein malerisches Werk mit den Themenkomplexen zu Landschaft, Bergen und Wasserfällen und zu den Jahreszeiten, die er in Form von Kalenderblättern bearbeitet hat. Es gibt bei Peter Wittmann der in Wien bei Professor Hutter studierte und in dessen Meisterklasse war, auch altmeisterlich delikat gemalte Blumenbilder, von denen er sagt, es sei ihm ein inneres Bedürfnis gewesen, sie zu malen. Studienaufenthalte in Nordindien und Taiwan haben sein Werk geprägt; in Nordindien kam er früh in Kontakt mit einem Amateurmaler und Gärtner, der ihm schon damals die Liebe zu den Gärten und ihre Pflege nahe brachte. Die Lektüre von Adalbert Stifter regte ihn nicht nur dazu an, die Bilderserie „Nachsommer“ zu gestalten, sondern weitete sein Interesse wiederum für den Garten als ein Objekt der Kunst und der Betrachtung der Ruhe und der Klärung des Blicks.

In seinem Atelier hängt ein Plan für den Garten, das Konzept, das er seit Jahren Schritt für Schritt realisiert. Nicht zuletzt ist Peter Wittmanns Gartenprojekt auch eine Reaktion auf die Popularisierung und Verniedlichung der Zen-Gärten, die mit dem allgemeinen Asientrend schwimmen. Wittmanns Garten ist auf pflegeleichte Handhabung und auf ein natürliches Erscheinungsbild hin angelegt, wobei Zonen, in die wenig eingegriffen wird, sich abwechseln mit geplanten Blickpunkten und Durchblicken und fest umrissenen Orten wie einem kleinen Hain und einer Feuerstelle. Verschiedene Helleborus-Arten, kleinblütige Päonien und Asarum Europäum, die Haselwurz, fungieren als Bodendecker, dagegen stehen exakt geschnittene Buchse und prachtvolle Rhododendren.

Im weiten Blickfeld liegen die klassizistischen Klenzebauten der Walhalla und der Befreiungshalle in Kelheim. Einerseits dort also ein Kunstkonzept in die Natur gesetzt, hier die Natur zum Kunstkonzept gemacht. Denn Wittmann, ein Ästhet comme il faut und ein Maler, der eine Bandbreite von äußerster Zartheit bis zu enormer Energie ausfüllt, kann nicht umhin, die Dinge, selbst wenn sie „naturbelassen“ erscheinen, doch so zu arrangieren, dass sie seinen ästhetischen Anspruch erfüllen. Und der ist sehr hoch.

 

Ines Kohl in: Bayerische Staatszeitung Nr. 27, 8.Juli.2005; Landshuter Anzeiger, 15.Juni 2005

 

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